So.. Dez. 21st, 2025

Es gibt Dinge, die notwendig sind und irgendwann anstehen: Aus dem Elternhaus ausziehen! Dieses Mal fühlt es sich endgültig an. Zum ersten Mal bin ich mit 19 zuhause ausgezogen – zum Studieren. Nach dem Studium bin ich öfter umgezogen und als ich gekündigt hatte und auf Weltreise ging, brachte ich meine Sachen ins Elternhaus. Hier war endlos Platz und es gab für mich ein Zimmer. Es war der letzte Wunsch meines Großvaters, dass die (Enkel) Kinder immer ein Zuhause in dem Haus haben sollten, das er baute. Das war oberflächlich betrachtet super, denn egal wo auf der Welt ich war, ich hatte ein Zuhause.  

Einmal habe ich einen deutschen Lehrer getroffen, der seinen Job als „goldenen Käfig“ bezeichnet hat und irgendwie war es für mich genauso. Obwohl ich immer mehr zu einem neuen Menschen wurde, blieb ich doch in der ursprünglichen Eltern-Kind Konstellation hängen, also in einer Form der Abhängigkeit. Diese war materiell (meine Besitztümer waren dort physisch gelagert) und emotional. Ich nehme an, dass für die allermeisten Menschen eine emotionale Abhängigkeit (Liebe) mit den Eltern besteht. Leider ist es aber auch so, dass die „Art und Weise“, wie man von den Eltern geliebt wird, sich als Standard oder Muster bei einem Kind einprägen kann und es diese Art der Liebe auch von anderen Menschen erwartet. Das ist dann gut, wenn die Liebe liebevoll, fürsorglich, bedingungslos etc. ist.

In meinem Fall war es so, dass Liebe oder Leistungen an Bedingungen geknüpft waren. Entweder wurde ein bestimmtes Verhalten von mir erwartet oder ein Entgelt jedweder Art. Ausserdem musste ich das Verhalten, was mir entgegen gebracht wurde, akzeptieren. D.h. starke Stimmungsschwankungen und verbale Angriffe. Da ich das von klein auf gewöhnt war, hatte ich das in meiner Kindheit als „normal“ eingestuft und mich genauso anderen Menschen gegenüber verhalten. Meine ersten Partner in Deutschland haben das akzeptiert. Was ich als Beziehungsmodell vorgelebt bekam, was anscheinend tatsächlich normal. Meine ausländischen Partner haben es hinterfragt. Diese waren in ihrem Kulturkreis geprägt worden und was ich als allgmeingültig normal empfand, war für sie fremd. Somit war ich gezwungen, selbst alles zu hinterfragen und mit dem jeweiligen Mann neue (individuelle) Vereinbarungen zu treffen. Für mich persönlich war das gut und bereichernd. 

Zurück ins Elternhaus zu kommen war schwierig. Der innere Konflikt zwischen „früher war das normal und heute ist es negativ und kaum auszuhalten“ war zu groß. Heute weiß ich, dass das, was in meinem Elternhaus „funktioniert“ toxisch ist. Es funktioniert, weil alle Kinder in das System hineingeboren wurden und niemand etwas anderes kennt. Entsprechend wird es unreflektiert akzeptiert. Außer von mir. Ich habe extreme Unterschiede gesehen und erlebt und traf die bewusste Entscheidung, dass ich dieses Verhalten nicht mehr erlaube. und mich physisch und emotional davon distanziere. Entsprechend sitze ich auf gepackten Kisten in meinem Zimmer und koche auf einem 2 Platten Herd, den man in die Steckdose steckt. 

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