
Ich war kürzlich im Supermarkt. Der Parkplatz war leer, man konnte „von hinten“, also über die freien Parkplätze direkt vor den Markt fahren und parken. Als ich ausstieg hat mich eine nette Frau darauf aufmerksam gemacht, dass ich auf dem Behindertenparkplatz stand und vielleicht wollte ich ja umparken. Ich habe mich bedankt und das Auto direkt nebenan – auf einen normalen Parkplatz – gestellt. Als ich nach dem Einkauf zurück zum Auto ging, ist einem anderen Fahrer das gleiche passiert. (Man kann das Schild nur lesen, wenn man der Fahrspur folgt). Entsprechend habe ich ihn darauf aufmerksam gemacht und er antwortete, dass es ihm egal sei.
Ein dritter Mann hatte das gehört und kam danach zu mir. Er regte sich fürchterlich auf, wie dieser Falschparker sich so verhalten könne. Er wütete weiter, während der falsch parkende Mann wieder heraus kam und wegfuhr. Dieser war ca. 2 Minuten „falsch“ gestanden und hatte nur am Eingang einen Kaffee gekauft. Ich war völlig neutral und das sagte ich diesem Wüterich auch. Meines Erachtens nach hatte meine Verantwortung für diese Situation in dem Moment aufgehört, als ich den Falschparker darauf aufmerksam gemacht hatte. Das war aber nicht im Sinne dieses Wüterichs. Er verlangte, dass ich mich solidarisch mit ihm darüber aufrege, dass sich andere Menschen einer Minderheit gegenüber unfair verhielten. Das ist dann dahingehend eskaliert, dass viele Schaulustige einbezogen wurden, als ich zum Bösewicht erklärt wurde. Er hat dann tatsächlich mich verbal angegriffen, weil ich mich nicht solidarisch (mit ihm) aufregen wollte.
Für mich war das eine unfassbar spannende Situation. Wie gesagt, lebte ich sehr lange nicht mehr in Deutschland und wusste nicht, dass es jetzt einen Gruppenzwang zum kollektiven Aufregen gibt. Es hatte mit der Sachlage auch überhaupt nichts mehr zu tun. Es erklärt nur die verrückten Meldungen in den Nachrichten.