
Ge-Recht-igkeit
Eben habe ich über die Illusionen im Job geschrieben und dabei fiel mir ein, wie desillusioniert ich war, als ich kürzlich den neuen Rechtsstaat Deutschland kennengelernt habe. Ich bin seit weniger als 2 Monaten wieder in Deutschland und hatte folgende lehrreiche Erfahrungen: Mein Handyvertrag. Obwohl ich ihn eigentlich nicht nutze, habe ich einen deutschen Handyvertrag mit einer deutschen Nummer. Hauptsächlich, damit ich mich für die deutschen Konten verifizieren kann. Als ich den Anbieter anrief wollte er gar nicht auf mein eigentliches Anliegen zu sprechen kommen, denn dieser Vertrag musste unbedingt verlängert werden. Somit habe ich den Vertrag mit irgendwelchen Konditionen schnell verlängert, damit ich mein Thema endlich besprechen konnte. Innerhalb der zweiwöchigen Widerspruchsfrist habe ich angerufen, da ich mich zwischenzeitlich über alternative Tarife erkundigt hatte und nicht diesen Vertrag, sondern einen anderen abschließen wollte. Super. Ich dachte, das hätte geklappt. Es stellte sich heraus, dass die Dame mir keinen Ersatzvertrag, sondern einen zusätzlichen Vertrag abgeschlossen hatte. Somit hatte ich zwei Verträge. Entsprechend rief ich wieder an und wollte das ändern lassen, aber ich konnte den ursprünglichen Vertrag nicht mehr kündigen, weil die zwei Wochen Widerrufsfrist vorbei waren. Ich sagte, dass ich doch aus dem Grund damals angerufen hätte und es somit nicht mein Fehler gewesen war, sondern der, der Mitarbeiterin. Das hat man mir auch geglaubt, jedoch könnte man den Vertrag nicht mehr kündigen, ich könne mich zwar beschweren, aber das würde nichts bringen. Ich sei an den Vertrag jetzt für zwei Jahre gebunden. Er sei nicht zuständig und niemand, der etwas ändern könne, sei für mich verfügbar. D.h. ich bin gezwungen (!) den Vertrag zu behalten – wie „ge-recht“ ist das?
Zweiter Teil: Ich nahm an einem Gewisspiel teil (großer Fehler, ich lerne das alles gerade wieder) und musste meine Adresse und Handynr. angeben. Damit hatte ich aber unwissentlich irgendwelche Abos abgeschlossen, die sich nur mit viel Aufwand kündigen liessen. Sonst wäre ich in langfristigen Zahlungsverpflichtungen gefangen gewesen. Wieder zwangs-verpflichtet, da es , wie oben, nie mein Wunsch war.
Dann die Behörden: Ich hatte ein Bußgeld zu bezahlen, das meines Erachtens nach ungerechtfertigt war. Daraufhin habe ich widersprochen. Die Darstellung des Beamten war falsch, die Tatsachen waren verdreht. Ich erwähnte, dass ich Widerspruch einlegen würde und als Antwort wurde mir gesagt, dass es nichts bringe zu widersprechen, es würde sowieso in seinem Sinne entschieden (welch Anmaßung!). Die Bearbeitung des Widerspruchs hat ewig gedauert (natürlich hatte er Recht, man hatte meinen Widerspruch nicht einmal in der Stellungnahme als „gelesen oder berücksichtigt“ zur Kenntnis genommen). Die Androhung zur Zwangsvollstreckung (für eine Gebühr von 40 Euro) war innerhalb einer Woche da. Mit Kontopfändung.
Soviel zu Ge-Recht-igkeit.
Man merkt, dass ich lange nicht hier war. Für andere ist das vermutlich normal bzw. war, in irgendeiner Form, meine Schuld.