
Ich meditiere schon seit Jahren und habe alle möglichen Meditations-Arten auf der ganzen Welt ausprobiert. Eine persönliche Meditation mache ich jeden Tag vor dem Aufstehen, ca. 15 Minuten lang.
Seit ich in Deutschland bin, habe ich zwei extrem negative Meldungen über Meditation gelesen, was für mich absolut unverständlich ist – außer vor dem Hintergrund, dass Meditieren kostenlos ist und somit mit kapitalistischen Interessen nicht übereinstimmen kann. Menschen, die in sich selbst Ruhe und Klarheit finden, brauchen keinen Medikamente, brauchen keine stressbewältigenden Therapien oder Geräte oder sonst irgendwelche Produkte. Sie sind Selbstversorger. Meditieren kann man immer und überall, da es eine individuelle Lösung ist. (Man braucht auch keine Apps!)
Eine „Reportage“ war über die Vipassana Meditation, die auch in Deutschland angeboten wird. Ich selbst habe drei 10 tägige Kurse dieser Schweigemeditation gemacht. Den ersten in einem Kloster in Myanmar, den zweiten in einem Vipassana Zentrum in Indien und den dritten in Deutschland. Das Ergebnis dieser „Berichterstattung“ war, dass Meditierende ggf. zusammenbrechen und evt. nicht von Psychologen aufgefangen werden. Das stimmt so nur teilweise. Auch ich bin „zusammengebrochen“, d.h. habe geweint. Sinn der Sache ist u.a. Selbsterkenntnis und Selbstwahrnehmung und dabei kann es vorkommen, dass man auch Lebenslügen erkennt, derer man sich während der Meditation bewusst wird. Viele um mich herum haben geweint und alle waren nach dem Kurs emotional befreiter und dankbar, dass sie es getan haben. Es war, als hätte man sich innerlich „gewaschen“ – mit den eigenen Tränen.
In dieser Reportage wurde „zusammenbrechen“ negativ bewertet, sogar als gefährlich dargestellt, wenn es nicht von Psychologen behandelt wird. Im Prinzip bricht man zusammen, weil die Last, die man getragen hat, zu groß geworden ist. Weil man irgendwann feststellt, dass man einfach so nicht mehr weitermachen kann und der „Zusammenbruch“ das Ende und gleichzeitig der Neuanfang ist.
Als ich noch im Finanzbereich tätig war, hatte ich einen tatsächlichen Zusammenbruch. Ich hatte gerade einen anspruchsvollen Job angefangen, mein damaliger Partner hat mich betrogen und wir hatten über Wochen eine unschöne Trennung. Die Ärztin hat mir Antidepressiva verschrieben mit den Worten „damit ich bald wieder funktioniere“. In Deutschland muss man funktionieren, da darf man nicht zusammenbrechen!
Die zweite Meldung ist nicht zwingend negativ, aber fast schon lächerlich. Es war eine Werbung für einen Vibrator in der es hieß „du hast keine Stunde für Meditation. Und selbst wenn du sie hättest, hat es nicht funktioniert. Meditation ist die langsame, indirekte Route. Du entscheidest: noch ein Jahr versuchen zu meditieren oder 15 Minuten das hier (Vibrator). 4,7 x effektiver“.
Das ist so, als ob man sagen würde: „Möchtest du deine Probleme lösen und dich langfristig davon befreien oder willst du dich statt dessen betrinken“ – das ist ungefähr das Niveau, auf dem argumentiert wird.
Falls jemand meinen Rat möchte: Meditieren ist super. Augen zu, ruhig werden und sich Zeit für sich selbst nehmen. Absichtlich den (Zeit) Druck ignorieren. Allein-Zeit.